Deutsche NaturFreunde das dritte Mal in Olomouc
– und wieder mit neuen Aspekten
Hynek Pečinka, Naturfreunde Mala Liska, Olomouc, Tschechien
Ende Oktober sind die Freunde von Mala Liska aus dem süddeutschen Metzingen von das dritte Mal nach Olomouc gekommen. In der zentralmährischen Metropole, aber mehr in ihrer Umgebung, verbrachten sie fünf Tage und fünf Nächte mit gemütlichen Treffen, Ausflügen und Exkursionen. Es war nicht nur Routine – auch diesmal versuchten die Olomoucer Gastgeber ihren Freunden ihre Region in einer außergewöhnlichen Weise zu zeigen.
Wie im letzten Jahr diente als Stützpunkt für die gemeinsame Aktion das Ökozentrum Slunakov („Sonnenberg“) in Horka-nad-Moravou, von dem die Gäste schon am letzen Mal begeistert waren. Sie waren nicht allein dort, mehrere Mitglieder der Olmützer NaturFreunde lebten hier mit ihnen zusammen und andere kamen, um Abends mit Live-Musik oder bei einem deutschen Film die Zeit zusammen zu verbringen. Das Wander- und Besichtigungsprogramm konzentrierte sich in diesem Jahr auf den Weisskirchner Karst mit der Burgruine Helfenstein, Schlucht und Aragonithöhlen, und hohe Berge im Altvatergebirge.
Nach einer Wanderung durch die Natur in der Umgebung der Stadt lernten lokale und Metzinger NaturFreunde städtische Parks mit ausgeliehenen Motorrollern des Zentrums Semafor kennen Ein anderes Mal haben sie die Möglichkeit genutzt, sich Bier aus der Hausbrauerei Chomout schmecken zu lassen und sich mit dem Brauprozess bekannt machen. Eine Führung in die nähere Umgebung des Ökozentrums Slunakov, wo gerade ein Naturraum des Hauses des Littauer Marchtals entsteht, wie sich das hiesige NATURA Naturschutzgebiet nennt, das die menschliche Besiedlung und die Natur der Auwälder, die zwischen Horka und Litovel liegen verbindet. Es gab selbstverständlich auch einen Mährisch-Schwäbischen Abend mit einer Verkostung von Spezialitäten aus beiden Regionen.
"Die Partnerschaft zwischen unseren Ortgruppen begann im Jahr 2012, wobei sich schon einige ein mehr oder weniger gut kannten. In den letzten drei Jahren organisierten wir sechs gemeinsame Aktionen in unseren Regionen. Bei Denjenigen, die sich schon von Anfang an an unserer Zusammenarbeit beteiligen, ist schon erkennbar, dass wir uns wirklich näher gekommen sind und gute Freunde sind, die sich auch hin und wieder melden, auch wenn es gerade nichts Gemeinsames gibt. So zeigen sich schon Auswirkungen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit der NaturFreunde Hynek Pečinka, Vorsitzender der Ortsgruppe Olomouc.
"Die Bewegung der Naturfreunde kann auf fast 120 Jahre Geschichte zurückblicken und hat sich immer mit internationaler Zusammenarbeit zwischen Menschen und für den Abbau von Vorurteilen eingesetzt. Wir fanden auch heraus, dass wir ähnliche Ansichten, Interessen und Probleme haben, auch wenn wir woanders leben und wir eine andere Sprache sprechen. Wir freuen uns schon, die tschechischen Freunde wieder zu treffen", sagte Rainer Wilhelm, Vorstand der NaturFreunde Metzingen.
Das Herbsttreffen der beiden Gruppen der Naturfreunde in Olomouc wurde 25. - 29. Oktober 2014 unter dem Namen (Un)bekannte Nachbarn / (Ne)znami sousede mit der Unterstützung der Stadt Olomouc organisiert. Fast 50 Mitglieder und Unterstützer von 12 bis 65 Jahre alt nahmen daran teil.
Übersetzung: Sabine Yildirim
Auswahl der Bilder aus der Begegnung ist hier
Mit tschechischen (Natur-)Freunden unterwegs in Mähren
Heike Witzel-Wilhelm, NaturFreunde Metzingen, Baden-Württemberg
Seit mehreren Jahren pflegen die Metzinger Naturfreunde einen regen Austausch mit Mala Liska, den Naturfreunden aus Olomouc, Tschechien. Was einst als Jugendaustausch begonnen hat, hat sich nun sozusagen generationenübergreifend auf einen großen Teilnehmerkreis ausgeweitet und längst besucht man sich nicht mehr nur als Naturfreunde, sondern man trifft Freunde wieder.
Nachdem im letzten Jahr die tschechischen Naturfreunde rund um Metzingen unterwegs waren, stand in diesem Jahr nun wieder der Gegenbesuch an. Unterkunftsort war wieder das schöne Naturschutzzentrum „Slunakov“ bei Horka nad Moravou in der Nähe von Olomouc. Von dort aus erfolgten Tagesausflüge und Besichtigungen in die nähere und weitere Umgebung.
Überrascht waren die Metzinger, dass es auch in Tschechien eine Burgruine Helfenstein gibt. Hier heißt sie Helfštýn und dominierte als eine der größten Festungsanlagen Europas einst die „Mährische Pforte“. Stetig werden weitere Teile der Anlage rekonstruiert, heute besteht sie aus gewaltigen Wehrmauern, bis zu 17 Meter breiten Burggräben, sowie Wehrtürmen und Festungsschanzen. Hynek Pecinka, Vorsitzender von Mala Liska, führte die gemischte Gruppe aus Metzinger und Olomoucer Naturfreunden durch die Ruine. Nicht alle trauten sich auf den wieder errichteten Bergfried, dessen Aussichtsplattform sich mit einem massiven Holztreppenhaus hoch über die Anlage erhebt. Verschiedene Kunstwerke aus Metall geschmiedet erinnerten daran, dass Helfštýn auch Ort des größten internationalen Treffens der Kunstschmiedeszene in Europa ist, das alljährlich in der Burg stattfindet.
Am Nachmittag stand bereits das nächste Highlight auf dem Programm, nämlich die Aragonithöhlen bei Teplice. Während die Höhlen der schwäbischen Alb auch im Sommer immer mit erfrischenden Temperaturen aufwarten, gehören die Aragonithöhlen zu den wärmsten Höhlen Tschechiens. Daran schuld ist das warme, mineralhaltige Wasser, das aus den Tiefen aufsteigt und für kristalline und filigrane Verzierungen sorgt. Neben den Tropfsteinen, begeisterten in der Aragonithöhle die speziellen Formen an Calciumcarbonat, die, mal blumenkohlförmig, dann wieder geometrisch, kristallin und korallenförmig an Decken und Wänden „wuchsen“. Voll Stolz zeigten die Mitglieder von Mala Liska anschließend ihren schwäbischen Besuchern noch den Weißkirchener Abgrund (Hranická propast), die tiefste Schlucht Tschechiens.
Die Abende waren geprägt von Begegnungen, Gesprächen und gemeinsamem Singen, denn nachdem aus den NaturFreunden nun auch Freunde geworden sind, hatte man sich einiges zu erzählen, was bisweilen zu längeren Nächten führte.
Ähnlich wie die Natura Trails der Naturfreunde gibt es auch um Olomouc herum ein Projekt, das die Gäste zum einen ins Grün in der Stadt führen möchte, als auch ins Grüne der Vorstädte. Hana Hulikova stellte das Projekt am Beispiel eines Weges, der von Horka nad Moravou in die Olomoucer Innenstadt führt, vor. In der Innenstadt teilte sich die Gruppe in bewegte und kulturelle Programmpunkte. Während die einen auf speziellen Rollern die Innenstadt von Olomouc erkundeten nutzten die anderen die Zeit und besuchten Svaty Kopecek, den heiligen Berg von Olomouc und die dortige Basilika. Die barocke Basilika Mariä Heimsuchung wurde an der Stelle errichtet, an der, einer Sage nach, ein Olmützer Kaufmann eine Marienerscheinung hatte. Vorgängerin der üppig barocken Basilika war eine kleine Marienkappelle aus dem Jahr 1633, die jedoch während der schwedischen Besetzung abbrannte und erst in den Jahren 1650 – 1655 wieder aufgebaut wurde. Nach und nach wurde immer wieder aus- und umgebaut und der heilige Berg wurde als Wallfahrtsort immer beliebter und ist heute auch ein Naherholungsgebiet für Olomouc und Umgebung.
Kultur und Natur zusammenbringen ist schon seit jeher ein Anliegen der Naturfreundebewegung und so stand nach der Kultur einer Wanderung im Altvatergebirge die Natur auf dem Programm. Auf der schwäbischen Alb ist es bekanntlich immer „einen Kittel kälter“ als im Ermstal. Im Altvatergebirge waren es mindestens zwei Kittel! Morgens stiegen die Wanderer im dichten Nebel in den Zug, der sie von Olomouc nach Ramzova brachte und von dort aus ging es dann zu Fuß auf den 1351 m hohen Serak. Strahlendes Wetter führte schließlich doch noch zu einem schwitzigen Aufstieg und wer wollte konnte eine Teilstrecke mit einer Seilbahn zurücklegen. Gemeinsam wurde die grandiose Aussicht genossen, bevor nach einer Einkehr in der Berghütte chata Jiriho der Abstieg angetreten wurde.
Nach dem anstrengenden Wandertag stand eine Besichtigung der im Nachbarort befindlichen kleinen Brauerei Chomout an. Hier haben sich zwei Inhaber eine ganz schnuckelige Produktions- und Verkostungsstätte geschaffen, die sogar die Nicht-Biertrinker begeisterte. Mehrere Sorten Bier werden in der Brauerei Chomout hergestellt und konnten probiert werden. Ein paar Rohstoffe importiert man gar aus Deutschland und fertigt daraus feine helle und dunkle Biere sowie Weizenbiere.
Im Naturschutzzentrum Slunakov und im weitläufigen Gelände drumherum trifft sich Kunst und Natur, was den Gästen bei einer fachkundigen Führung gezeigt wurde. Immer steht dabei auch der Gedanke im Vordergrund sowohl die Natur, als auch die Kunst und vor allem beides zusammen mit naturpädagogischen Angeboten vor allem für Schulen und Kindergärten erlebbar zu machen. Da gibt es einen Kräutergarten in einem gemauerten Schiff mit Aussichtsplattform, einen Sonnendom auf dessen Holzstreben sich alle sonnigen Eigenschaften finden; „strahle“, „wärme“, „werde Licht“…, ein bepflanzter Berg sieht aus wie ein Grabhügel, der Gang ins Innere ist stockdunkel und weitet sich in der Tiefe des Berges in eine steinerne Halle. Das Licht kommt nur von oben und nur wer lange genug im Inneren verweilt, dessen Augen gewöhnen sich an das Dunkel und plötzlich sieht man viel mehr. Und die Moral von der Geschicht: der Weg ins Innere ist dunkel und meistens nicht ganz klar, aber ist man dort erst einmal angekommen, sieht man viel mehr.